2016 flatterte ein großes Kuvert mit dem Absender der Union Deutscher Heilpraktiker ins Haus. Ich war etwas verwundert und erwartete eine Einladung zur Mitgliederversammlung.
Als ich dann aber den Umschlag öffnete, kam diese Urkunde zum Vorschein.
26 Jahre Heilpraktiker in Reutlingen, Nürtingen, Tübingen
Da musste ich mich doch tatsächlich kurz setzen. War es wirklich schon so lange her, dass ich mich dazu entschloss mich als Heilpraktiker selbständig zu machen? Damals waren die Studentenjahre gerade mal hinter mir, das Berufsleben als Ingenieur noch relativ jung und die Kinder noch sehr klein.
Und ich voller Idealismus und Tatendrang.
Ursprünglich aus Stuttgart, hat es mich also an den Rand der Schwäbischen Alb nach Reutlingen verschlagen. Aus der bisher technischen Orientierung entwickelte sich jetzt der Heilberuf zunehmend. Und die faszinierende Arbeit mit Menschen lies mich nicht mehr los.
Anfänglich arbeite ich hauptsächlich mit der APM, Akupunktmassage nach Penzel. Freunde und Bekannte baten mich nach ihren Angehörigen zu schauen und ihre Schmerzen irgendwie zu lindern. Diese Methode ist vergleichsweise einfach und brachte erstaunliche Ergebnisse. Mein Wissen um die Chinesische Medizin vertiefte ich derweil und sammelte Erfahrung in Puls- und Zungendiagnostik, den zwei herausragenden Diagnosewerkzeugen der TCM!
Ganz nebenbei vertiefte sich dabei auch mein Gespür dafür, wie sich der menschliche Körper anfühlen kann. Dieses Gespür ist heute noch Leitmotiv meiner Arbeit.
Ich bin der tiefen Überzeugung, dass wir gesünder und glücklicher leben, wenn unser Körper und auch unser Geist wieder näher an diesen ursprünglichen und ausgeglichen Zustand geführt wird.
Die Chinesische Medizin mit ihrer Lehre von Yin und Yang verdeutlicht dies sehr schön. Als harmonisch wird empfunden, was ausgeglichen ist. Im Verlaufe eines guten Jahres erleben wir sowohl lange, aktive Tage im Sommer, als auch kurze Tage im Winter, an denen wir uns erholen, regenerieren oder auch in uns gehen, reflektieren.
Die Arbeit wurde bald schon um ganz andere Themen wie der reinen Schmerztherapie erweitert. Hinzu kamen viele systemische Erkrankungen. Allergien, Nahrungsunverträglichkeiten, Neurodermitis. Oder auch die Gruppe der Autoimmunerkrankungen von Anämie über Psoriasis, von Morbus Crohn bis Hashimoto, von der rheumatoiden Arthritis bis zur Zöliakie…, alles kam schon vor und wollte behandelt sein. Es war ein quasi endloses Gebiet für Vertiefung und zum Sammeln von Erfahrung.
Immer wieder stand im Vordergrund dort weiter zu helfen, wo die Schulmedizin den Patienten sich selbst überließ oder auch alternative Therapien zu finden, ohne Medikamente mit Nebenwirkungen, ohne Operationen klar zu kommen. Natürlich ging es manchmal auch einfach nur um die Beseitigung lästiger Symptome.
In vielen Fällen hat das auch gut geklappt, in einigen natürlich auch nicht. Nicht alles ist auf naturheilkundliche Art und Weise zu heilen. Es ist wichtig, dass wir da den wachen Blick für die Realität nicht verlieren und gegebenenfalls Hand in Hand mit der Schulmedizin arbeiten, um das optimale Ergebnis für den Klienten zu erreichen.
Und so vergehen die Jahre und plötzlich kommt so eine Urkunde ins Haus… - wieder eine kleine Erinnerung im Sinne des „Memento mori“.